Das Wort „früher“ ist bekanntlich dehnbar. Es besteht ein großer Unterschied, ob man fragt, wie sich das Dating vor etwas 2.4 Millionen Jahren darstellte (Beginn der Steinzeit), vor etwa 10.000 Jahren (im Neolithikum) oder vielleicht vor 100 Jahren (zum Ende des Bürgertums). In der Regel bezeichnen ältere Menschen mit dem Begriff „früher“ aber ihre Jugendzeit.
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Bis in die Steinzeit hinein versucht die Evolutionsforschung Auskunft darüber zu geben, wie die Partnerwahl stattfand. Sie ist dabei wenig erfolgreich, sondern basiert lediglich auf vagen Annahmen. Demnach sollen besonders starke männliche Exemplare der Urmenschheit besonders gebärfreudige und auch wohl sehr auffällige weibliche Exemplare gesucht haben. Darauf wird unter anderem zurückgeführt, dass sich die Blondhaare im Norden durchsetzen konnten.
In der Jungsteinzeit müssen sich bei der Partnerwahl Änderungen ergeben haben, denn es ist unwahrscheinlich, dass ein jagendes und sammelndes Volk das gleiche Paarungsverhalten aufweist wie ein sesshaftes Volk, das Ackerbau und Viehzucht betreibt.
Sehr lehrreich für die Partnerwahl in der Folge ist ein Blick in die Bibel, in der die sesshaften Menschen nicht nur zu anderen Göttern zu beten begannen als die Nomaden, sondern sich auch neue moralische Regeln gaben. Nach und nach setzte sich die Einehe (Monogamie) durch, was aber nicht gleichbedeutend mit „ehelicher Treue“ war, denn der Gutsbesitzer hatte die Möglichkeit, auch Bedienstete und Sklavinnen zu beschlafen. In der agrarischen Gesellschaft war es üblich, dem Vater die Tochter „abzukaufen“ – man brauchte also Vermögen, um eine Ehe begründen zu können.
Die nächste große Umwälzung in der Partnerwahl wurde durch das Bürgertum ausgelöst, das etwa gegen 1800 durch den Bürgerstand rechtlich begründet wurde. Wenngleich es bis heute nachwirkt, existierte es als „typischer Lebensstil“ nur bis gegen 1914. Im Bürgertum begann die „Mitgift“ eine große Rolle zu spielen, und sie nahm immer groteskere Ausmaße an, sodass die Töchter aus dem „guten Bürgertum“ gegen Ende des 19. Jahrhundert so gut wie keine Heiratschancen mehr hatten, wenn der Vater unvermögend war. Der Mann benötigte lediglich eine „gute Reputation“, damit die Eltern in die Heirat einwilligten. Ein „Dating“ war absolut überflüssig, weil die Braut nur ein äußerst beschränktes Mitspracherecht bei der Ehe hatte – es wurde zumindest erwartet, dass sie sich dem Willen des Vaters beugen würde und die Person heiraten, mit der die Ehe abgesprochen wurde.
Die sogenannte „freie Partnerwahl“ kam erst auf, als sich Bürger nicht mehr als „Bürgertum“, sondern als Angestellte, Arbeiter, Handwerker oder Beamte definierten. Bereits zwischen den beiden Weltkriegen, insbesondere aber nach dem Zweiten Weltkrieg, ersetzte die Arbeitskraft der Frau nach und nach die Mitgift oder Aussteuer völlig. Das Dating fand überall statt – am Arbeitsplatz, im Bekanntenkreis, beim Sport, beim Studium – und zum Schrecken vieler Eltern auch auf Tanzveranstaltungen und „Partys“. Das „Tanzen gehen“ wurde zu einer der Lieblingsbeschäftigungen der Partnersuchenden. Besonders nach den beiden Weltkriegen spielten Ehevermittler eine große Rolle, deren Blütezeit gegen die 1990er Jahre zu Ende ging. Die Zeitungsanzeigen (Eigenanzeigen) waren in bürgerlichen Zeitungen und Anzeigenblättern sehr beliebt, bis das Geschäft durch das Aufkommen von Singlebörsen im Internet immer mehr reduziert wurde. Seit dem neuen Jahrtausend hat sich ein großer Teil der generellen Partnersuche ins Internet verlagert, und bei der Partnersuche innerhalb der Medien hält es die absolute Spitzenposition.
Die sogenannte „zweite“ Frauenemanzipation, die gegen 1970 begann, brachte zunächst Verwirrung in das Kennenlernen, da sich die Gruppe der Männer einer fordernden, selbstbewussten, aber wirtschaftlich noch immer weitgehend abhängigen Gruppe von Frauen gegenübersahen, die keine eigenen Karrieren planten. Erst seit den 1990er Jahren tauchen (überwiegend in Westdeutschland) immer mehr wirtschaftlich unabhängige Frauen auf, die nun mit einer „Anspruchshaltung“ an Ehe und Partnerschaft herangehen. Wie bereits erwähnt, spielt das Internet mit seinen Singlebörsen und Online-Partneragenturen eine große Rolle bei der Partnerwahl im 21. Jahrhundert.
(2001-2010)
Die neue Anspruchshaltung erzeugte gegen Ende des ersten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert erbliche Irritationen, da sich die meisten Wünsche der Beteiligten am Partnermarkt nicht durchsetzen ließen. Es gelang in diesem Jahrzehnt nicht, dass sich Frauen und Männer wieder auf frühere Eheschließungen und/oder den Abbau von „Ansprüchen“ einließen. Eher kann man vom Gegenteil reden. Gegen Ende des erstens Jahrzehnts im neuen Jahrtausend kam es zu ersten Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit von Online-Dating-Unternehmen aller Art, besonders aber von sogenannten „Singlebörsen“ einfacher Art. Die Partnersuche über das Internet (Online-Partneragenturen) und über Vermittler ist erstaunlich stabil geblieben. Zugleich kam es zu erheblicher Kritik an den Geschäftsgebaren nahezu aller Unternehmen. Themen waren dabei überwiegend die „Abo-Fallen“ und die Werbung mit Lockvögeln.
(2011-2020)
Das zweite Jahrzehnt des 21.Jahrhundert ist geprägt vom Aufkommen sehr einfacher Online-Dating-Applikationen, die mit Bildern und wenig aussagefähigen Profilen auskommen. Gegen 2015 war noch nicht abzusehen, ob es sich um einen vorübergehenden Trend handelt oder ob dies „die Partnersuche der Zukunft“ darstellt. Im zweiten Jahrzehnt gab es erhebliche Kritik an der Gewohnheit von Sex-Dating-Börsen, die mit zahllosen Lockvogel-Profilen arbeiteten.
(2021-2030)
Das dritte Jahrzehnt des 21.Jahrhundert begann mit einer weltweiten Krise. Eine Pandemie brachte die Pläne vieler junger Menschen völlig durcheinander - und auch die Partnersuche litt erheblich. Noch ist nicht absehbar (2022), was diese Verzögerung bedeutet. Aber darüber schreibt ständig die Liebeszeitung, aus der dieses Lexikon weiterhin gespeist wird.
In dieser Übersicht sind die Aspekte der Partnersuche durch Fremde (Anzeigenmakler, Heiratsinstitute und Ehevermittler) sowie durch Medien (Zeitungsanzeigen, Internetanzeigen, Online-Partnervermittler und Singlebösen bewusst spärlich aufgeführt, weil ihnen eigene Kapitel gewidmet wurden.