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lexika_19._jahrhundert [2015/01/01 12:15]
sehpferd [Wie das 19. Jahrhundert die Liebe zwischen Personen sah]
lexika_19._jahrhundert [2019/04/05 10:13] (aktuell)
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 //Im engeren Sinn versteht man unter Liebe nur das Verhältnis lebender Wesen zueinander, und nur unter ihnen kann sie zu derjenigen Steigerung und Vollkommenheit gelangen, welche durch die Gegenseitigkeit der Liebe bedingt wird …// //Im engeren Sinn versteht man unter Liebe nur das Verhältnis lebender Wesen zueinander, und nur unter ihnen kann sie zu derjenigen Steigerung und Vollkommenheit gelangen, welche durch die Gegenseitigkeit der Liebe bedingt wird …//
  
-Das Lexikon betont dann, ganz im Zeitgeist, den Unterschied der Geschlechter,​ sagt aber zum Erstaunen heutiger Psychologen aus, dass auch Unterschiede im Charakter günstig seien, um Ergänzung und Ausgleich zu ermöglichen. ​+
  
 =====Die Bedeutung der Geschlechtsliebe und die Beziehungen===== =====Die Bedeutung der Geschlechtsliebe und die Beziehungen=====
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 =====Die Adelung der Leidenschaft und der Begierde ===== =====Die Adelung der Leidenschaft und der Begierde =====
  
 +Das Lexikon betont dann, ganz im Zeitgeist, den Unterschied der Geschlechter,​ sagt aber zum Erstaunen heutiger Psychologen aus, dass auch Unterschiede im Charakter günstig seien, um Ergänzung und Ausgleich zu ermöglichen. Ebenfalls der Zeit entsprechend,​ wir die körperliche Begierde zunächst heruntergespielt und dem Tierreich zugewiesen. Dann aber wird die Liebe erneut auf eine Naturkraft zurückgeführt. Um dies zu beweisen, wird hauptsächlich die Literatur bemüht.
  
-Ebenfalls der Zeit entsprechend,​ wir die körperliche Begierde zunächst heruntergespielt und dem Tierreich zugewiesen. Dann aber wird die Liebe erneut auf eine Naturkraft zurückgeführt. Um dies zu beweisen, wird hauptsächlich die Literatur bemüht. +//Bei der Geschlechtsliebe spielen aber außerdem eine Menge dunkler und instinktiver Regungen und Gefühle hinein, namentlich im Tierleben … Beim Menschen sind diese Naturtriebe durch Erziehung, Volkssitte, Erwerbsverhältnisse und Standesunterschiede in gewisse Schranken gebannt, die indessen häufig genug durch die elementare Gewalt der Leidenschaft umgerissen werden. Die verjüngende,​ auf die Natur zurückführende Kraft der Liebe, welche dieselbe zu allen Zeiten zum Quell der Poesie gemacht hat, weiß die Hindernisse der Erziehung und Verfeinerung des Lebens zu überwinden;​ sie hat dadurch nicht an Reiz eingebüßt,​ sondern das Verhältnis der Liebenden zueinander wird im Gegenteil durch die Erschwerung ihrer Vereinigung mit einer Poesie des Sehnens, der Hingebung und Aufopferung umwoben, deren reinigende Wirkung der Natursohn wohl nur in den seltensten Fällen erfährt. Dass die Macht der Leidenschaft durch Hindernisse nur gesteigert wird, beweisen die verzweifelten Schritte so vieler Liebespaare,​ welche den gemeinsamen Tod der Unmöglichkeit,​ füreinander zu leben, vorziehen.// 
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-Bei der Geschlechtsliebe spielen aber außerdem eine Menge dunkler und instinktiver Regungen und Gefühle hinein, namentlich im Tierleben … Beim Menschen sind diese Naturtriebe durch Erziehung, Volkssitte, Erwerbsverhältnisse und Standesunterschiede in gewisse Schranken gebannt, die indessen häufig genug durch die elementare Gewalt der Leidenschaft umgerissen werden. Die verjüngende,​ auf die Natur zurückführende Kraft der Liebe, welche dieselbe zu allen Zeiten zum Quell der Poesie gemacht hat, weiß die Hindernisse der Erziehung und Verfeinerung des Lebens zu überwinden;​ sie hat dadurch nicht an Reiz eingebüßt,​ sondern das Verhältnis der Liebenden zueinander wird im Gegenteil durch die Erschwerung ihrer Vereinigung mit einer Poesie des Sehnens, der Hingebung und Aufopferung umwoben, deren reinigende Wirkung der Natursohn wohl nur in den seltensten Fällen erfährt. Dass die Macht der Leidenschaft durch Hindernisse nur gesteigert wird, beweisen die verzweifelten Schritte so vieler Liebespaare,​ welche den gemeinsamen Tod der Unmöglichkeit,​ füreinander zu leben, vorziehen. ​+
  
 Am Ende adelt Meyers Lexikon sogar Beziehungen,​ die in der damaligen Zeit als höchst suspekt galten, und wiest sie dem „dunklen, triebartigen Wesen“ der Liebe zu. Dabei wird auf erotische „Hörigkeit“ und "​gleichgeschlechtliche Liebe" verwiesen.  ​ Am Ende adelt Meyers Lexikon sogar Beziehungen,​ die in der damaligen Zeit als höchst suspekt galten, und wiest sie dem „dunklen, triebartigen Wesen“ der Liebe zu. Dabei wird auf erotische „Hörigkeit“ und "​gleichgeschlechtliche Liebe" verwiesen.  ​
  
-Das dunkle, triebartige Wesen der Geschlechtsliebe offenbart sich auch in gewissen Verirrungen derselben, so wenn z. B. verworfene Geschöpfe bessere Naturen unlösbar an sich ketten … oder wenn Personen des gleichen Geschlechts über die Freundschaft hinausgehende Empfindungen erregen. Solche Neigungen sind wohl in der Regel krankhafter Natur und daher milder zu beurteilen, als es meist geschieht.+//Das dunkle, triebartige Wesen der Geschlechtsliebe offenbart sich auch in gewissen Verirrungen derselben, so wenn z. B. verworfene Geschöpfe bessere Naturen unlösbar an sich ketten … oder wenn Personen des gleichen Geschlechts über die Freundschaft hinausgehende Empfindungen erregen. Solche Neigungen sind wohl in der Regel krankhafter Natur und daher milder zu beurteilen, als es meist geschieht.//
  
 ==== Vergleichsbasis Brockhaus ==== ==== Vergleichsbasis Brockhaus ====
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 Brockhaus beschränkt sich auf die rein sprachliche Verwendung: Brockhaus beschränkt sich auf die rein sprachliche Verwendung:
  
-Liebe, im allgemeinen Sinne das mit dem Verlangen nach Besitz, Genus; oder inniger Vereinigung verbundene Gefühl der Wertschätzung eines +//Liebe, im allgemeinen Sinne das mit dem Verlangen nach Besitz, Genus; oder inniger Vereinigung verbundene Gefühl der Wertschätzung eines Gegenstandes oder Wesens. So spricht man von Liebe zu leblosen Gegenständen,​ zu Tieren, zu Menschen, zu Gott. Auch die innere Hingabe an ideale Güter wird als Liebe bezeichnet, z. B. Liebe zum Guten, Schönen usw. Im engeren Sinne versteht man
-Gegenstandes oder Wesens. So spricht man von Liebe zu leblosen Gegenständen,​ zu Tieren, zu Menschen, zu Gott. Auch die innere Hingabe an ideale Güter wird als Liebe bezeichnet, z. B. Liebe zum Guten, +
-Schönen usw. Im engeren Sinne versteht man+
 unter Liebe die Geschlechtsliebe. unter Liebe die Geschlechtsliebe.
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 Die Beispiele aus dem Bürgertum beweisen, dass man sich seitens der Intellektuellen des 19. Jahrhunderts sehr wohl bewusst war, dass die eigentliche Triebkraft der Liebe die Sexualität ist. Die idealisierenden Sichtweisen werden zwar erwähnt, jedoch sind sich die Lexikonautoren bewusst, wie Brockhaus sagt: Im engeren Sinne versteht man Die Beispiele aus dem Bürgertum beweisen, dass man sich seitens der Intellektuellen des 19. Jahrhunderts sehr wohl bewusst war, dass die eigentliche Triebkraft der Liebe die Sexualität ist. Die idealisierenden Sichtweisen werden zwar erwähnt, jedoch sind sich die Lexikonautoren bewusst, wie Brockhaus sagt: Im engeren Sinne versteht man

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